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Wie läuft ein Sprachkurs mit der Psychodramaturgie Linguistique (PDL)?

Der klassische Kursverlauf beim Einstieg in die Fremdsprache

Wir werden im Folgenden exemplarisch die ersten Tage eines PDL-Kurses für Anfänger beschreiben, so wie Teilnehmer ihn bei einer ausgebildeten PDL-Trainerin* erleben können. In der ersten Woche eines Intensivkurses (3 bis 6 Unterrichtseinheiten pro Tag) wird einer Progression gefolgt, die den Trainerinnen* und den Teilnehmern* eine sichere Einführung in die Fremdsprache anbietet.

Erleichterung

Warum lieber Intensivkurse?

Die PDL-Kurse werden in ihrer Grundausführung meistens als Intensivkurse angeboten, sei es über mehrere Wochenenden (z. B. von Freitag 17.00 Uhr bis Sonntag 14.00 Uhr), über eine oder mehrere Wochen (im Allgemeinen zwischen 25 und 35 Stunden je nach Veranstalter) oder in Abendkursen. Die Teilnehmer können durch die Intensität der Kurse die Sprache viel wirksamer erleben, viel leichter erwerben und damit viel Zeit gewinnen. Durch ihre Intensität können sich außerdem auch die Haltungen und Fähigkeiten, die den Spracherwerb fördern (Siehe: Merkmal der PDL).

Wie groß ist die Teilnehmergruppe?

PDL-Kurse finden in kleinen, meistens heterogenen Gruppen statt. Die Idealgröße eines Intensivkurses liegt in der ersten Woche zwischen 8 und 12 Personen (14 ist für uns die maximale Teilnehmerzahl in den ersten vier Tagen eines Anfängerkurses). Danach können die Gruppen größer sein. Durch Änderung von einzelnen Parametern können PDL-Übungen ebenso in größeren Gruppen effektiv eingesetzt werden. Es wird auch Einzelunterricht mit Verfahren der PDL durchgeführt.

Niveaus

Aufgrund der besonderen Übungsformen der Psychodramaturgie können Teilnehmer mit unterschiedlichem Kenntnisstand zusammenarbeiten und profitieren von den Niveauunterschieden. Folgende Niveaus können gemeinsam arbeiten:

  • Anfänger und Anfänger mit Vorkenntnissen
  • Anfängermit Vorkenntnissen und Fortgeschrittene
  • Fortgeschrittene, die ihre Allgemeinkenntnisse in der Fremdsprache erweitern und vertiefen möchten, so dass sie besser kommunizieren oder die Presse oder Literatur der Zielsprache lesen können .bzw. Kurse zur Beherrschung spezifischer z.B. beruflicher Situationen.

PDL-Kurse werden für Erwachsene, Jugendliche und Kinder angeboten.

1. Der Einstieg in die Fremdsprache

In den ersten Tagen wird jeder individuell
und zu seinem eigenen Rhythmus in die Fremdsprache eingeführt.

Nachfolgend erläutern wir den klassischen Verlauf der ersten Tage eines Intensivkurses mit Anfängern. Dies veranschaulicht, wie ein Teilnehmer, der über keine oder geringe Kenntnisse der Fremdsprache verfügt, seine ersten Schritte in der Fremdsprache macht. Im Allgemeinen läuft die erste Woche nach einer präzisen Progression ab, die den Teilnehmern ermöglicht, Schritt für Schritt die Fremdsprache zu erleben und zu entdecken.
Bei Anfängern mit Vorkenntnissen bzw. bei Fortgeschrittenen verläuft die Progression so, dass jeder zuerst individuell in den Fluss der Fremdsprache wieder eingeführt wird (siehe unten: das Doppeln auf verbalem Impuls). Danach finden direkte Begegnungen mit anderen Teilnehmern statt. Bestimmte Etappen, die hier beschrieben werden, werden übersprungen.

1.1 Erster Tag: Das empathische Doppeln

Die Teilnehmer sollen an diesem ersten Tag einen positiven Kontakt zu der Fremdsprache herstellen und die Fremdsprache von Anfang an flüssig erleben. Sie werden zuerst mit dem Rhythmus, der Melodie und der Artikulation der Fremdsprache vertraut gemacht. Sie bilden dabei zugleich einen ersten eigenen "Sprachkern" in der Fremdsprache, von dem sie am zweiten Tag ausgehen können, um selbst die Richtung oder den Inhalt ihrer eigenen Sequenz zu bestimmen.

Die Entspannung

Jeder Kurstag fängt mit einer Entspannungsübung an. Je nach Räumlichkeiten findet diese Entspannung im Liegen (die effektivste Möglichkeit) oder im Sitzen statt. Diese Übung erlaubt, nicht nur sich zu entspannen, um rezeptiver zu sein, sie ermöglicht unter anderem auch:

  • einen Schnitt mit dem Alltag draußen zu machen, um sich auf das Geschehen im Kurs zu konzentrieren und besser im Kurs "anzukommen"
  • die Disponibilitäts- und die Rezeptivitätsfähigkeit zu erweitern, was den Spracherwerb besonders unterstützt
  • die Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen
  • das Selbstvertrauen zu verstärken
  • einen ersten Kontakt mit dem Rhythmus und der Melodie der Fremdsprache in einem ruhigen und rezeptiven Zustand herzustellen
  • Anfänger in der Fremdsprache lernen dabei außerdem Grundbegriffe des Körpers in der Fremdsprache

Die Entspannung findet nach einem "Sandwichprinzip“ statt: eine „Scheibe" Fremdsprache, eine „Scheibe“ Muttersprache (um somit die Anweisungen in der Fremdsprache genauer nachvollziehen zu können), eine „Scheibe“ Fremdsprache (um die Begriffe in der Fremdsprache besser wahrzunehmen). Nach einigen Tagen, wenn die Teilnehmer den Verlauf der Entspannung integriert haben, findet diese nur noch in der Fremdsprache statt.

Aufwärmübung: Der Gruppenspiegel

Sich auf die Fremdsprache einstimmen.

In dieser ersten Aufwärmübung werden die Teilnehmer auf die kommende Hauptübung vorbereitet. Sie werden in den Rhythmus, in die Melodie, in die Artikulation und zugleich in die Gestik der Fremdsprache eingeführt, denn jede Sprache hat ihre eigene Körperdynamik. Sie werden insbesondere auf die spezifische Motorik der Aussprache aufmerksam gemacht, so dass sie besser wahrnehmen und erwerben können.
Die Teilnehmer sitzen oder stehen im Kreis und übernehmen im Spiegel und Echo die Gestik, die Laute, die Aussagen der Trainerin, die sie in einer meistens poetischen Sprachsequenz in die Fremdsprache einführt. Sie sollen dabei fühlen, dass sie in Sicherheit ihre ersten Schritte in der Fremdsprache machen können und dass sie diese Sprache in einem normalen Rhythmus sprechen können.

Hauptübung: Das empathische Doppeln

Das Doppeln: ein Monolog zu Zweit.

Jeder Teilnehmer wird dann individuell in den Rhythmus und die Melodie der Fremdsprache eingeführt. Diese erste individuelle Übung ermöglicht es, sich mit der Fremdsprache zunehmend vertraut zu machen, so dass die Teilnehmer sich „in der Sprache zu Hause fühlen“ und sie ihnen weniger fremd erscheint. Die Übung des Doppelns bringt sie auch vom Anfang an in den Fluss der gesprochenen Fremdsprache.
Da die Trainerin hinter dem Teilnehmer sitzt und sehr nah an seinem Ohr spricht, kann er die Fremdsprache sehr genau wahrnehmen. Es werden Hörbedingungen geschaffen, die eine präzise Wahrnehmung und Reproduktion der Aussprache ermöglichen.
Diese Übung besteht aus drei Phasen und jede Phase ist mit einer bestimmten Funktion und Intention verbunden.

1- Die ganze Maske

Der Teilnehmer setzt zuerst eine neutrale Maske auf, die das Gesicht abdeckt. Da er unter dieser Maske nicht sehen und nicht sprechen kann, hört er dabei nur zu. Er kann sich dadurch voll auf die Stimme der Trainerin und auf den Rhythmus, die Melodie und den Klang der fremden Sprache konzentrieren.
Die Trainerin stellt sich auf seinen Atemrhythmus ein, um sich so stark wie möglich mit ihm zu identifizieren. Sie bietet ihm von seinem Atemrhythmus ausgehend eine kurze Sprachsequenz von etwa anderthalb bis zwei Minuten an, die sie wiederholt, um sie ihm vertrauter zu machen. Der Teilnehmer wird von der Fremdsprache „berieselt“.

2- Die "halbe blinde" Maske

1 Doppeln

Die Sprache wird ihnen nach Maß angeboten.

Dann setzt der Teilnehmer eine halbe Maske auf, die es ihm ermöglicht, zu sprechen. Die Trainerin wiederholt ihre Sprachsequenz und er kann dabei versuchen, die Rhythmen und die Klänge der Fremdsprache in seinem Munde zu übernehmen und zu spüren, wie sie sich in seinem Mund bilden. Die Trainerin passt sich dabei seinem Sprechrhythmus an und erweitert leicht, was er gern übernimmt oder gibt ihm ähnliche Ausdrucksweisen, um das gleiche mit anderen Wörtern auszudrücken. Sie begleitet ihn behutsam bei seinen ersten Schritten in der Fremdsprache. Die Sprache, die sie ihm anbietet, ist auf ihn zugeschnitten.

3- Die "halbe offene" Maske

2 Doppeln

Dann setzt der Teilnehmer eine dritte Maske auf, mit der er zugleich sprechen und sehen kann. Es wird ihm dabei oft bewusst, dass er nicht nur für sich selbst spricht, sondern auch vor den Anderen, die er jetzt sehen kann. Die Trainerin bietet ihm noch einmal die sprachliche Sequenz, die sich fortwährend seinem eigenen Ausdruck anpasst und ihm dabei immer vertrauter wird.

Zwischenübungen

Nachdem zwei Teilnehmer diese Doppelübung individuell erlebt haben, findet in der Regel eine sogenannte Zwischenübung mit der Gesamtgruppe statt. Diese Zwischenübung kann ein kleines Gedicht in der Fremdsprache oder eine Rhythmusübung sein, um die Eigenart der fremden Aussprache besser wahrzunehmen und zu reproduzieren. Es kann auch eine Übung sein, die zur Entwicklung bestimmter Fähigkeiten beiträgt, die für den Erwerb einer Fremdsprache wichtig sind: Einfühlungsvermögen, Rezeptivität, Expressivität, Flexibilität, Spontaneität. Dann läuft der Kurs mit dem Doppeln zwei weiterer Teilnehmer weiter.

Oft gestellte Fragen zu diesem ersten Tag:

Wozu setzen wir neutrale Masken in den ersten Tagen ein?

Neutrale Masken werden in den ersten vier Tagen eines Intensivkurses benutzt. Die „blinden“ Masken fördern die Konzentration unter anderem auf die Aussprache der Fremdsprache. Die auditive Wahrnehmung wird erhöht, da die Sicht mit den "blinden" Masken ausgeschaltet ist. Sie erhöhen außerdem die Disponibilität, die Rezeptivität und die Aufnahmefähigkeit. Sie haben außerdem eine beschützende Funktion: man fühlt sich anders und besser geschützt hinter einer Maske.

Was tun die anderen Teilnehmer, wenn der Protagonist gedoppelt wird?

Während der ersten Tage empfehlen wir den anderen Teilnehmern, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren, d.h. sie stellen sich vor, an seinem Platz zu sein. Diese Identifikation fördert den Aneignungsprozess der Sprache. Sie entwickeln dabei außerdem eine wichtige kommunikative Fähigkeit: sich in den Anderen hineinzuversetzen und lernen, sie damit „von innen“ zu verstehen. Wir beobachten oft in dieser Phase, dass viele Teilnehmer, indem sie die Vorschläge der Trainerin innerlich mitsprechen, die Lippen synchron mit dem Protagonisten bewegen. In einigen Übungen bitten wir die Teilnehmer, direkt Echo des Protagonisten zu sein.

1.2 Zweiter Tag: Das Doppeln auf verbalen Impuls

Am zweiten Tag geben die Teilnehmer die Thematik und die Richtung ihrer sprachlichen Sequenz vor. Sie lenken auch die Orientierung der Sequenz durch die Art, wie sie die Vorschläge der Trainerin übernehmen.

Aufwärmübung: Der intonatorische Spaziergang

In der Aufwärmübung bewegen sich die Teilnehmer im Raum und äußern ein Wort oder einen Satz. Sie versuchen, diese kurze Aussage auf verschiedene Weisen zuerst für sich und dann für die anderen auszudrücken, sie variieren ihren Rhythmus bzw. ihre Intonation, um die Wirkung der Intonationsvariationen auf die Bedeutung ihrer Aussagen wahrzunehmen. Dann machen sie dasselbe mit einem neuen Wort bzw. mit einem neuen Satz…
Die Aufwärmübung soll unter anderem daran gewöhnen, bei der Kommunikation nicht nur auf das „was“, sondern auch auf die Wichtigkeit des „wie“ zu achten. Sie zeigt auch, dass man, selbst wenn man über wenige Sprachkenntnisse verfügt, mit Hilfe der Intonation seine Ausdruckspalette erweitern kann.

Hauptübung: Das Doppeln auf verbalem Impuls

Am zweiten Tag trägt der Protagonist zuerst eine halbe blinde Maske. Er konzentriert sich auf seinen Atemrhythmus und äußert spontan ein Wort oder einen Satz. Von dieser kurzen Aussage und insbesondere von ihrem Tonfall ausgehend, schlägt die Trainerin eine sprachliche Erweiterung vor. Sie passt sich hier auch dem Protagonisten an, verstärkt die Stellen, die er gern übernimmt, lässt andere weg, die kein Echo bzw. nur ein höfliches Echo bei ihm finden. Die so entstandene Sequenz wird mit einer Maske mit offenen Augen wiederholt und verstärkt bzw. erweitert.
Bei Anfängern mit Vorkenntnissen bzw. bei Fortgeschrittenen wird diese Übung als Einstiegsübung vorgeschlagen. Dabei sagen die Protagonisten nicht nur ein Wort oder einen Satz, sondern so viel sie können. Die Trainerin unterstützt sie dabei und bringt sie dann in einer „Aufladungsphase“ dazu, ihre Aussagen noch fließender, präziser und korrekter auszudrücken.

1.3 Dritter Tag: Der Spiegel der Trainerin

Der Spiegel: vom Monolog zum Dialogansatz

Am dritten Tag findet eine sogenannte Spiegelübung statt. Während der ersten zwei Tage hat sich die Trainerin auf die Teilnehmer eingestellt, in dieser Spiegelübung stellen sich die Teilnehmer auf die Trainerin ein. Sie sollen damit die Fähigkeit entwickeln, sich auf eine andere Personen einzustellen, um sie besser zu verstehen und mit ihr besser kommunizieren zu können.

  1. Die Entstehung der Sequenz

Die Trainerin trägt eine „blinde“ Halbmaske und konzentriert sich auf sich selbst. Sie lässt eine kurze verbale Sequenz entstehen. Der Teilnehmer, der ihr gegenüber sitzt und auch eine halbe blinde Maske trägt, hört in dieser Phase nur zu. Dann wiederholt die Trainerin ihre Sequenz, dieses Mal übernimmt der Teilnehmer diese Sequenz als Echo.

  1. Der Platzwechsel

Teilnehmer und Trainerin tauschen die Plätze. Die Trainerin wiederholt ihre Sequenz und der Teilnehmer, der jetzt eine offene Halbmaske trägt, soll nicht nur Echo ihrer Stimme sein, sondern er soll auch versuchen, als Spiegel die Gestik der Trainerin zu übernehmen, um sich noch mehr in sie und damit in ihre Sequenz hineinzuversetzen.

Spiegel Wechsel

Spiegel der Trainerin -------> Platzwechsel

  1. Rückkehr zu dem ursprünglichen Platz

Teilnehmer und Trainerin gehen zu ihrem ursprünglichen Platz zurück, beide ohne Masken. Die Trainerin rollt ihre Sequenz noch einmal auf. Dieses Mal hat der Teilnehmer zwei Möglichkeiten: Er kann entweder nur Echo der Trainerin sein oder zu jeder Zeit auf ihre Aussagen reagieren, dann wieder Echo sein, dann später wieder reagieren usw. Die ersten Ansätze eines Dialogs finden oft in dieser Phase statt.

1.4 Weitere Übungen der ersten Woche

Da wir an dieser Stelle nicht jede Phase eines PDL-Kurses erklären können, verweisen wir hier nur auf die nächsten Schritte.

Am dritten Tag findet auch ein „Spiegel des Teilnehmers" statt. Der Teilnehmer drückt sich zuerst mit Gestik und Mimik aus. Dann versucht er die so entstandene körperliche Sequenz mit Sprache zu begleiten. Die Trainerin unterstützt ihn dabei, übernimmt dann seine Rolle, um die sprachliche Sequenz flüssiger und präziser zu gestalten. In der letzten Phase versucht der Teilnehmer seine Sequenz selbständig auszudrücken. Falls es notwendig ist, wird er in dieser letzten Phase von der Trainerin leicht unterstützt.

Am vierten Tag finden Dialoge mit der Trainerin statt, die sich dabei dem Sprachniveau und den Ausdrucksmöglichkeiten der Teilnehmer anpasst (dialogisiertes Doppeln).

Triade Christine

Vom Doppeln ......> zum Dialog . .
("Dialogisiertes Doppeln mit der Trainerin")

Ab dem fünften Tag führen die Teilnehmer Dialoge mit einem anderen Teilnehmer (stummer Dialog, Begegnung in der Polarität…). Bei Anfängern sind diese Dialoge zuerst verständlicherweise meist holprig. Die Trainerin hilft ihnen in einer sogenannten Aufladungsphase, ihre sprachliche Sequenz korrekter und ausführlicher zu gestalten.

Dann finden Begegnungen mit mehreren Teilnehmern statt. Die Gesamtgruppe nimmt jetzt direkt am Geschehen teil.

Begegnung in UG

Vorbereitung der Begegnung zweier Protagonisten in zwei Untergruppen

Die verschiedenen Aktivitäten, Texte bzw. Bilddokumente werden aufgrund des Lebens der Gruppe und ihrer Bedürfnisse in einem weiteren Stadium des Spracherwerbs ausgewählt.

Begegnung Nadja Nicole

Begegnung der zwei Protagonistinen
mit Unterstützung ihrer jeweiligen Untergruppe

Unterstützungstechniken

Um den Teilnehmern in ihrem Ausdruckswunsch zu helfen, werden verschiedene Techniken eingesetzt. Diese haben wir teilweise im Rahmen der Übung mit den Stühlen (siehe unten) illustriert:

  • Die Entwicklungstechnik der Sequenz, die ausgehend vom dem, was die Teilnehmer ausdrücken, dazu beitragen, ihnen weitere Sprachmittel zur Verfügung zu stellen, so dass sie ihre Ausdruckspalette vertiefen und erweitern.
  • Die Aufladungstechniken ermöglichen, die zur sprachlichen Beherrschung der entstandenen Situation neu angebotenen sprachlichen Mittel in einer geschützten Form wieder anzuwenden, dadurch wird ihre Integration gefördert und ihre Verfügbarkeit erhöht. Sie dienen zugleich der Erweiterung der Ausdrucksmittel der Teilnehmer und haben zugleich eine Korrekturfunktion.

Aufladung 2

Die "Aufladung" einer Protagonistin durch die Trainerin

  • Wiederaufnahmetechniken, die ermöglichen, dass der Unterrichtsprozess nicht linear verläuft, sondern dass die gleiche Szene durch die Veränderung eines Parameters noch einmal durchgeführt wird. Eine Auswahl von Variationsparametern zu der ursprünglichen Situation werden angeboten, die "den Wandel in der Kontinuität" fördern und eine Wiederaufnahme des sprachlichen Materials ermöglichen, ohne den Eindruck einer Wiederholung zu bekommen. Die Teilnehmer haben dadurch die Möglichkeit, die neuen sprachlichen Inhalte unter leicht veränderten Bedingungen wieder anzuwenden bzw. zu erweitern. Sie können sich dadurch die neuen Sprachkenntnisse besser einprägen und diese flexibel einsetzen. Diese Techniken tragen zugleich einer Erweiterung der Ausdrucksfähigkeit der Teilnehmer und ihrer Rollenflexibilität bei.

Rotation

Begegnungen in Zweiergruppe

2. Die Gruppendramaturgie

Ab der zweiten Woche eines Intensivkurses, bzw. ab dem fünften Wochenende entscheidet die Trainerin je nach Gruppenleben oder Erwartungen bzw. Bedürfnissen der Teilnehmer, welche Übung adäquat ist. Diese Übungen sind übrigens leicht in andere Unterrichtskontexte übertragbar.
Wenn Teilnehmer sich auf besondere persönliche oder berufliche Situationen vorbereiten wollen, dann werden diese Situationen mit Hilfe psychodramaturgischer Techniken vorbereitet, so dass ein enger Zusammenhang zwischen den Bedürfnissen der Teilnehmer und ihrer Vorbereitung besteht.
Situationen, Themen, Texte, Bilder, Zeichnungen, Gegenstände, Phantasiereisen, Standbilder oder Haltungen können Auslöser solcher Situationen sein. Assoziationen, Identifikations- bzw. Projektionstechniken können dabei auch eingesetzt werden.
Um dies zu verdeutlichen, werde ich hier exemplarisch eine Projektionsübung beschreiben, die ich "Die Stühle" genannt habe. Diese Technik habe ich schon an anderen Stellen ausführlicher beschrieben (siehe Bibliografie, Dufeu 1995: 150-152 und 2003, S. 34-35).

Eine Gruppenprojektion: Die Stühle

Diese Technik illustriert zugleich den Unterschied zwischen Psychodrama und Psychodramaturgie. Diese Übung wird bei Anfängern mit Vorkenntnissen bzw. bei Fortgeschrittenen eingesetzt. Sie beruht auf einer projektiven Technik, die ihren Ursprung im Psychodrama hat (Diese Technik erlebte ich zum ersten Mal 1985 mit Zerka Moreno im International Centre for Psychodrama in Barnstaple). Im Psychodrama wird ein Stuhl benutzt, auf den die Teilnehmer eine Person projezieren, mit der sie dann ins Gespräch kommen können. Diese Übung führt zur therapeutischen Einzelarbeit eines Protagonisten. Das projektive Prinzip dieser Übung haben wir auf den pädagogischen Bereich übertragen und an diesen angepasst. Wir verwenden aber mehrere Stühle und bitten nicht eine Einzelperson, sondern die Gruppe, Vorschläge zu einer Situation zu machen. Diese zwei wesentlichen Unterschiede, nämlich Gruppenprojektion statt Einzelprojektion und Projektion einer Situation statt einer Person, erlauben es uns, diese therapeutische in eine pädagogische Technik zu verwandeln.

Entstehung der Situation

Einige Stühle werden in die Mitte des Raumes gestellt, z.B. zwei Stühle stehen einem dritten Stuhl gegenüber. Diese Konstellation schafft eine Projektionsfläche für das Imaginäre der Gruppe.
Die Gruppe gibt an, welche Situationen diese Stühle darstellen könnten. Ein Teilnehmer schreibt die Vorschläge der Gruppe auf. Die Liste wird dann vorgelesen und jeder kann durch Handzeichen abstimmen, welche Situationen in Szene gesetzt werden sollen. Die Teilnehmer entscheiden dann in einer zweiten Wahlrunde, welche der beiden Situationen, die die meisten Stimmen erhalten haben, gespielt wird. Durch dieses Verfahren bekommen wir eine Situation, für die sich die Gruppe entschieden hat. Dieses Verfahren der doppelten Wahl anhand dessen die Thematik der Gruppe herauskristallisiert werden kann, verdanke ich dem französischen Psychodramatiker Pierre Bour.
Mit der Situation werden oft auch die Protagonisten der Situation genannt: z. B. ein Bewerber für eine Arbeitsstelle sitzt vor dem Personalchef und dem Abteilungsleiter, ein Ehepaar beim Eheberater, Eltern besuchen den Lehrer ihres Kindes, ein Verdächtigter sitzt vor zwei Polizisten, die ihn befragen...

stuele

 

Das Interview

Die Gruppe unterteilt sich dann in Vierergruppen, drei übernehmen die Rollen, die in der Situation vorhanden sind. Die vierte Person führt die Regie und übernimmt die Rolle des Interviewers, eine Technik, die auch vom Psychodrama stammt und erlaubt, dass die Rollen an Dichte und dramaturgischer Kraft gewinnen. Wenn diese Technik der Gruppe unbekannt ist, zeigt die Trainerin konkret anhand einer Person in einer Untergruppe, wie sie durchgeführt wird. Wir schlagen dabei oft eine Interviewform vor, die Fragen, die die imaginäre Person betreffen, mit Fragen verbindet, die ihre Beziehung zu den anderen zwei Gestalten (soziometrische Fragen) betreffen. Die dramaturgischen Funktionen fangen an, sich durch die soziometrischen Fragen herauszukristallisieren.

Interview Chaises

Das Interview

Die erste Begegnung

Die Protagonisten spielen dann in jeder Gruppe die Situation. Der vierte Teilnehmer notiert während dieses Spiels die sprachlichen Probleme, die in der Gruppe auftauchen. Einige Szenen werden dann vor der Gesamtgruppe dargestellt. Es ist auch möglich eine Mischung der Protagonisten bei der Darstellung in der Großgruppe vorzunehmen: Drei Protagonisten aus drei verschiedenen Gruppen übernehmen die drei Rollen und begegnen sich.

Aufladung

Nachdem eine Szene in der Großgruppe vorgestellt wurde, kann die Trainerin z.B. in der Dopplerposition (sie sitzt hinter ihm) die verbale Sequenz eines Teilnehmers verstärken und erweitern. Sie bietet ihm dann andere sprachliche Mittel zu seiner Sequenz an, um das gleiche auszudrücken. Sie berücksichtigt dabei, was und wie der Teilnehmer das sprachliche Angebot übernimmt, und kreist dabei mehr um die Elemente, die er gern übernimmt. Sie kann dies auch mit den anderen Protagonisten der Untergruppe machen. Dann findet eine neue Begegnung der Protagonisten meistens mit der Veränderung eines Parameters der Situation (siehe nächsten Absatz) statt.

Wiederaufnahmetechnik

Die Szene wird erneut gespielt, jedoch wird nur ein Parameter der Situation verändert, beispielsweise die Eigenschaft eines Protagonisten geändert (sein Alter, seine Laune oder er ist in Eile ...) oder es wird eine Veränderung der Gruppenkonstellation vorgenommen, z. B. geschieht eine Rotation (es wird einer der Teilnehmer, der gleiche in jeder Untergruppe getauscht, z.B. geht der Bewerber oder der Eheberater bei den oben genannten Situationen zu einer anderen Untergruppe) oder es findet ein Rollenwechsel statt (zwei Personen tauschen ihre Rollen: der Mann übernimmt bei der Eheberatung die Rolle der Frau und umgekehrt). Die veränderte Zusammensetzung der Spieler führt zu einem Neugebrauch, zu einer Verstärkung oder Erweiterung des erworbenen Sprachmaterials in einem veränderten Kontext.
Wenn die Entwicklung der Szene zäh oder holprig erscheint, schlagen wir den Protagonisten vor, das Gespräch zu unterbrechen und sich Rat in ihrer Untergruppe zu holen. Dann begegnen sich die Teilnehmer nach der Beratung wieder und ihre Berater sind in der Dopplerposition bereit sie sprachlich oder inhaltlich zu unterstützen.

Schriftliche Übungen zu der Aktivität

Je nach Situation oder Gruppe können verschiedene schriftliche Aktivitäten angeboten werden. Im Falle der anstehenden Bewerbung eines Protagonisten kann ein Lebenslauf und ein Begleitschreiben an die Firma geschrieben werden, anschließend bringt die Trainerin Lebensläufe und Begleitschreiben (Lettre de motivation z.B. in Frankreich) des Ziellandes mit. Die Eheberatung kann zu Notizen des Eheberaters, zu einem Schreiben an einen Anwalt oder zu einem "Vertrag" zwischen den zwei Partnern führen...
Diese schriftlichen Aktivitäten werden meistens in Untergruppen durchgeführt. Dabei werden die sprachlichen Niveauunterschiede der Teilnehmer positiv genutzt.

Die Stühle: eine Illustration des Übergangs von einer therapeutischen zu einer pädagogischen Übung

Die ursprüngliche Idee dieser Projektionsübung stammt aus dem Psychodrama. Ich habe 1985 unter der Leitung von Zerka Moreno die tiefe Wirkung einer solchen Übung im International Centre for Psychodrama in Barnstape erleben können.

Hier eine knappe Beschreibung dieser Psychodramaübung :

Ein Stuhl steht vor der Gruppe und die Teilnehmer sollen sich eine Person auf diesem Stuhl vorstellen, mit der sie ins Gespräch kommen möchten. Diese Technik führt zur therapeutischen Einzelarbeit eines Protagonisten, der in einem Dialog mit der projizierten Person Dinge ausdrückt, die er ihr bisher nicht sagen konnte oder zu sagen wagte. Sie mündet also in eine individuelle therapeutische Arbeit.

Dieses Setting kann so im pädagogischen Bereich nicht eingesetzt werden. Aus diesem Grunde habe ich das Prinzip der Projektion in dieser Übung behalten, aber ihre therapeutischen Aspekte verwandelt und damit "entschärft".

Um diese Übung auf einen Sprachkurs übertragen zu können, habe ich drei Parameter geändert:

  • Statt eines Stuhles stellen wir zwei oder drei Stühle ins Zentrum des Kreises und bitten die Gruppe (statt einer einzelnen Person) zuerst Situationen zu nennen, die die Stuhlkonstellation in ihren weckt, und dann eine davon auszuwählen.
    [Personenprojektion im Psychodrama / Situation in der PDL]
  • Diese Situation wird nicht von einem Teilnehmer, sondern von der ganzen Gruppe bestimmt. Wir bekommen ein Gruppenthema.
    [Individuelle Projektion im Psychodrama/ Gruppenprojektion in der PDL]
  • Im Psychodrama haben wir es mit realen Personen zu tun, in der PDL sind es imaginäre Personen
    [Reale Personen im Psychodrama /Imaginäre Personen in der PDL]

Diese drei erheblichen Unterschiede zur Psychodramaübung führen - unter anderem durch die schützende Funktion des Imaginären - zu einem gänzlich anderen Verlauf der ursprünglichen Übung und erlauben diese zu "entpsychologisieren" bzw. zu „ent-therapeutisieren“.
Das Imaginäre, das in den drei Aspekten waltet, erfüllt eine zusätzliche schützende Funktion für die Teilnehmer.

Hinweise zur Schrift

Die Schrift wird allmählich in den Erwerbsprozess eingeführt. In den ersten Tagen wird von dem ausgegangen, was in der Gruppe geschieht; die Teilnehmer schreiben in Untergruppen, was sie gern schriftlich festlegen möchten. Später werden die schriftlichen Übungen direkt in die mündlichen Situationen eingeflochten. Fremde Texte werden auch progressiv eingeführt. Sie werden nach dramaturgischen Kriterien und in Einklang mit dem Gruppenleben ausgesucht. Viele schriftliche Übungen werden in Untergruppen durchgeführt. Dies ermöglicht die Niveauunterschiede positiv zu nutzen und die Kreativität der Gruppen weiter zu fördern.

aa

Und die Grammatik ?

Folgen statt zu antizipieren...

Die Grammatik begleitet den Erwerbsprozess. Sie wird nicht vorprogrammiert, sondern sie folgt den Ausdrucksproblemen der Teilnehmer. Sie geht von den Irrtümern aus, die in der Gruppe auftauchen. Die grammatische Reflexion folgt den Prinzipien eines teilnehmerorientierten Ansatzes: sie findet statt, wenn Fragen der Teilnehmer zu einem grammatikalischen Phänomen auftauchen (dies kann insbesondere der Fall sein, wenn die Teilnehmer eine Korrektur nicht verstehen), bzw. wenn Probleme entstehen, bei denen eine grammatikalische Erklärung der Trainerin ökonomischer erscheint, um die Wiederholung eines Sprachfehlers zu vermeiden.

Schlussbemerkung

Es ist nicht leicht, sich den Verlauf eines Kurses mit der Psychodramaturgie Linguistique anhand einer Beschreibung vorzustellen, denn das Leben lässt sich aufgrund seiner vielfältigen Facetten schwer in Worte fassen.

Die Kraft und die Effektivität der Psychodramaturgie beruhen nicht nur auf den Aufbau und die Auswahl ihrer Verfahren und Übungen, die aufeinander abgestimmt sind und in Einklang mit dem Leben der Gruppe stehen, sondern auch auf den engen Zusammenhang zwischen ihrer Theorie und ihrer Praxis (siehe dazu Die Merkmale der Psychodramaturgie auf dieser Homepage).

Die Psychodramaturgie ermöglicht, dass die Sprache direkt aktiv erfahren und erlebt wird, dadurch wird die Fremdsprache besser behalten, denn wir behalten besser, was uns anspricht. Jeder Teilnehmer bahnt sich seinen Weg in seinem Rhythmus in die Fremdsprache und kann dadurch am Besten in der Begegnung mit der Fremdsprache und denen, die sie praktizieren, vorankommen.

Links

Wenn Sie mehr über die Hintergründe der Psychodramaturgie lesen wollen, dann können Sie folgende Seiten auf dieser Homepage lesen:

Gründzüge der Psychodramaturgie

(Kurzfassung von Merkmale der PDL)

Merkmale der Psychodramaturgie

Grundhypothesen der Psychodramaturgie

Die Quellen der Psychodramaturgie

Für eine Vertiefung der Grundlagen und der Praxis PDL empfehlen wir das Referenzbuch der Psychodramaturgie:

Wege zu einer Pädagogik des Seins

und die Bibliografie über die PDL und die relationelle Pädagogik:

Bibliografie

Sprachkurse mit der Psychodramaturgie Linguistique (Sprachpsychodramaturgie)

Wenn Sie einem Kurs mit der PDL teilnehmen möchten, verweisen wir Sie auf das Kursangebot des

PDL-Verbandes